Fremdgehen in der Ehe

Ein Seitensprung oder gar eine Affäre neben der Ehe erscheint uns oft erst einmal noch schwerwiegender als in einer monogamen Beziehung, die nicht durch das Eheversprechen gefestigt wurde. Tatsächlich gibt es aber rechtlich keine Unterschiede: Die Schuldfrage spielt bei Scheidungen in Deutschland schon lange keine Rolle mehr und Fremdgehen in der Ehe ist nicht strafbar. Allerdings kann es sich unter Umständen auf die Unterhaltspflicht für Ehegatten auswirken.

Zum Fremdgehen in der Ehe gehören immer zwei. In diesem Beitrag beleuchten wir das Thema daher sowohl aus der Sicht der Person, die verheiratet ist und fremdgeht, als auch aus der Sicht der jeweiligen Affäre: Ein vergebener Mann bzw. eine vergebene Frau zeigt Interesse und du verliebst dich Hals über Kopf.

Du bist verheiratet und gehst fremd

In guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet – das hast du ernst gemeint. Und trotzdem ist es passiert: Du hattest einen One-Night-Stand oder pflegst heimlich eine Affäre neben der Beziehung. Die Gründe dafür können vielfältig sein.

Vielleicht fühlst du dich vernachlässigt, eingeengt, ungeliebt, nicht begehrt oder nicht wertgeschätzt in deiner Ehe. Möglicherweise seid ihr aber auch ein tolles Team, nur hat es im Laufe der Jahre einen immensen Libidoverlust in der Partnerschaft gegeben, und ihr zieht euch einfach körperlich nicht mehr an. Unter Umständen kann es auch sein, dass du einfach das dringende Bedürfnis nach etwas Neuem, Aufregendem hast – in deinen Augen berührt es eure Ehe nicht einmal (auch, wenn du natürlich jemanden betrügst, den du liebst).

Das ist wichtig nach dem Fremdgehen in der Ehe

Was auch deine Gründe sind: Du musst dich damit auseinandersetzen, denn die Heimlichkeit hält kaum jemand lange aus (vielleicht fliegt die Affäre auch auf). Ob diese Auseinandersetzung dazu führt, dass eure Ehe Bestand hat, wird sich zeigen. Unter gewissen Voraussetzungen kann Fremdgehen sogar gut für die Ehe sein. Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn:

  • du selbst erkennst, dass du an der Ehe festhalten möchtest, weil deine Partnerin bzw. dein Partner dir sehr viel bedeutet
  • du zu reflektieren imstande bist, wie es zu dieser Situation kommen konnte – was war es, was dir gefehlt hat?
  • du deine Affäre beenden und zu Hause beichten kannst, was passiert ist
  • deine Partnerin oder dein Partner das Fremdgehen verzeihen kann
  • ihr beide willens seid, an eurer Beziehung zu arbeiten, sodass ihr beide euch darin wohl und wertgeschätzt fühlt

Das ist kein Selbstläufer. Viele Beziehungen halten die Untreue nicht aus, in sehr vielen Fällen kommt es zur Trennung. Versucht ihr, eure Ehe zu retten, wird es gerade zu Beginn eine harte Phase der Verletztheit, der Eifersucht und des Misstrauens geben. Der Weg zu einem bewussteren Glück zu zweit ist gangbar, allerdings nur, wenn ihr beide hart daran arbeitet.

Darum wiegt Fremdgehen in der Ehe so schwer

Mit dem Eheversprechen habt ihr euch in euren Augen und in denen der Gesellschaft aneinander gebunden. Dieses Band wieder aufzulösen, ist teuer – selbst einvernehmliche Scheidungen sind nicht kostenlos. Wahrscheinlich habt ihr zudem im Laufe der Zeit eine Menge gemeinsamer Anschaffungen getätigt, etwa:

  • ein Haus oder eine Wohnung
  • ein Auto
  • Möbel
  • Hausrat
  • Versicherungen
  • Sparpläne

Diese materiellen Dinge binden Menschen aneinander; das alles auseinanderzudividieren, ist kompliziert. Anderes aber wiegt weit schwerer: Eine Trennung mit Kindern ist in den seltensten Fällen erstrebenswert, und auch das soziale Umfeld ist ein gewichtiger Grund, die Ehe nach Möglichkeit zu retten. Kommt es bei einem Ehepaar zu einer Trennung, entscheiden sich die meisten gemeinsamen Freundinnen und Freunde für eine Seite – das soziale Netz kann zerreißen.

Fremdgehen in der Ehe kann die Unterhaltspflicht beeinflussen

Hast du in eurer Ehe weniger verdient als deine Partnerin oder dein Partner, bist du in den meisten Fällen zum Erhalt des sogenannten Trennungsunterhalts berechtigt. Das bedeutet, dass deine Partnerin bzw. dein Partner dir zwischen der Trennung und der Scheidung einen Betrag zahlt, der gewährleistet, dass du deinen bisherigen Lebensstandard beibehalten kannst.

Nach der Scheidung bist du im Normalfall selbst für deinen Lebensunterhalt verantwortlich. Ausnahmen sind möglich, wenn du nicht zu arbeiten imstande bist, was teils auf die Umstände des Ehelebens zurückzuführen ist.

Eine lang andauernde Affäre aber, die du neben deiner Ehe führst, kann dieses Anrecht auf Unterhalt zunichtemachen. Kann deine Partnerin bzw. dein Partner dir die fortgesetzte Untreue nachweisen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du kein Geld bekommst.

Info: Das Unterhaltsrecht für gemeinsame Kinder wird durch das Fremdgehen in der Ehe natürlich nicht berührt – das Gesetz sieht nicht vor, Kinder für das Verhalten ihrer Eltern büßen zu lassen.

Du hast eine Affäre mit einer verheirateten Person

Du wolltest es nicht, aber jetzt steckst du mitten in einer emotionalen Affäre mit einer attraktiven Frau bzw. einem attraktiven Mann. Dummerweise ist diese Person verheiratet. Vielleicht erzählt sie oder er dir, wie wenig Glück die Ehe bereithält. Das ist durchaus möglich, obwohl Menschen auch in glücklichen Beziehungen fremdgehen.

Für dein eigenes Seelenheil ist es wichtig, dass du eher auf Taten als auf Worte achtest, wenn dein Herz involviert ist: Wer verheiratet ist und sich entscheidet, eine Affäre einzugehen, tut dies meist unter dem Eindruck starker Emotionen. Es kann durchaus sein, dass sich deine Liebste oder dein Liebster bei dir wohl und geborgen fühlt, permanent an die Affäre denkt (also an dich) und im Kopf herrliche Zukunftspläne mit dir schmiedet. Oft bleiben das aber Luftschlösser.

Geliebte oder Geliebter zu sein, verursacht Leid

Immer wieder vertröstet deine Zielperson dich: Bald werdet ihr auch offiziell zusammen sein! Die Realität sieht aber anders aus. Die meisten verheirateten Menschen bleiben in ihrer Ehe, auch wenn sie nicht perfekt ist. Die Chancen, dass deine Liebste bzw. dein Liebster sich für dich entscheidet, sind gering. Manche Beziehungscoaches empfehlen, sich eine heimliche Affäre mit einer verheirateten Person nicht länger als ein Jahr lang anzutun: Sie ist vorher schon hart, danach wird es immer schlimmer.

Du bist verliebt und lässt dich immer wieder einwickeln – der Zeitpunkt ist schlecht, es ist etwas mit den Kindern, mit den Schwiegereltern… Das ist möglicherweise alles wahr, doch der Zeitpunkt wird immer schlecht sein. Es gibt keinen guten Zeitpunkt für das Ende einer Ehe. Für dich bleibt das Leid:

  • bei jeder abgesagten Verabredung
  • bei jedem allein verbrachten Weihnachtsfest bzw. anderem Fest, das man im Normalfall mit den Liebsten zusammen feiert
  • bei jedem Geburtstag, an dem dein Schatz wegen familiären Verpflichtungen fehlt
  • bei jedem Blick auf das Familien-Urlaubsfoto der Person, der dein Herz gehört, im Status des Messengers
  • in jeder Nacht, in der die geliebte Person nicht neben dir, sondern neben der Partnerin bzw. dem Partner liegt
  • bei jeder Krankheit oder Verletzung, die einen von euch beiden betrifft, und an der ihr wegen des geheimen Verhältnisses nicht Anteil haben könnt

Wer eine Affäre bereits ein Jahr lang heimlich neben der Ehe geführt hat, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr trennen – warum auch? Es geht doch offenbar auch so. Du bist für die andere Person eine Oase, ein Abenteuer – eine schöne Flucht aus dem oft grauen Alltag. Du tust ihr gut.

Dass das umgekehrt nicht der Fall ist, weil du geheim bleiben und immer die zweite Geige spielen musst, ist für deinen Schatz bedauerlich, aber kein Grund, das Arrangement zu ändern. Es gibt genau eine Person in dieser Konstellation, die auf dein Glück und deine Bedürfnisse achten kann, und das bist du selbst. Du selbst solltest die Affäre beenden, ehe sie dich seelisch zerstört.

Männer beenden ihre Ehe seltener als Frauen für die Affäre

Insgesamt sind es eher die Frauen, die ihre Ehe zugunsten des oder der Geliebten aufgeben, als die Männer. Das liegt an den verschiedenen Gründen, aus denen Menschen untreu werden (vergleiche die Beiträge Warum gehen Frauen fremd? und Warum gehen Männer fremd?): Während Frauen häufiger nach Glück und Aufmerksamkeit suchen, die sie in der Beziehung vermissen, können Männer in vielen Fällen Sex und Liebe deutlicher trennen.

Für Frauen ist also eine Affäre häufiger etwas, das ihnen die Unzulänglichkeit der eigenen Beziehung vor Augen führt oder daraus resultiert. Sie leiden deshalb nicht so oft an einem schlechten Gewissen wie Männer und beenden auch in mehr Fällen die Beziehung bzw. die Ehe. Männer hingegen halten häufiger an der Ehe fest, weil sie oft emotional weniger involviert in ihre Affären sind und die Sicherheit der Ehe samt Status und finanziellen Implikationen als wichtiger erachten.

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