Trennung mit Kindern: Darauf solltest du achten

Mann und Frau trennen sich während das Kind zwischen ihnen weint

Eine Trennung mit Kindern ist immer noch einmal komplizierter, als eine Trennung ohnehin schon ist: Durch die Kinder bleibst du für immer mit dem anderen Elternteil verbunden, ob du willst oder nicht. Du hast nicht die Möglichkeit, die andere Person nach der Trennung erst einmal komplett aus deinem Leben auszuschließen, damit du heilen kannst: Du musst Rücksicht nehmen darauf, dass auch deine Kinder die Trennung verarbeiten und mit der neuen Situation umgehen müssen. Das gelingt, wenn ihr ihnen möglichst viel Kontinuität bietet.

Achtung: Dieser Beitrag richtet sich nicht an dich, wenn deine Expartnerin oder dein Expartner Gewalt gegenüber dir und/oder den Kindern angewendet hat! In diesem Fall ist ein kompletter Kontaktabbruch geboten!

Gemeinsam glücklicher

Suchst du eine Plattform zum offenen Austausch über Beziehungen? Schließe dich unserer Beziehungs-Community an und verändere dein Liebesleben!
coupli Bildmarke color

Darum trifft Kinder die Trennung hart

Für Kinder sind beide Elternteile sogenannte Primärbezugspersonen. Es sind ihre Eltern, gemeinsam bilden sie eine Familie. Das ist ein Grundgerüst, ein Sicherheitsnetz und die erste Form von Stabilität, die Kinder kennenlernen. Durch eine Trennung geht also die erste Bindungskontinuität, die die Kinder erlebt haben und die für sie selbstverständlich war, in die Brüche. Damit bekommt ihr Urvertrauen einen Knacks.

Hinzu kommt gerade bei kleineren Kindern, dass sie sehr viel auf sich selbst beziehen. Das ist normal: Sie kennen das große Draußen noch nicht und die zahllosen Einflüsse, die den Menschen prägen. Sie wissen, dass sie ihre Eltern zum Lachen bringen können und zum Schimpfen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie bei einer Trennung davon ausgehen, dass sie selbst daran schuld sind: Weil sie so ungezogen waren oder nicht gehört haben, zieht Papa oder Mama jetzt aus. Ein schreckliches Gefühl, das es um jeden Preis zu verhindern gilt!

Das sind die ersten Schritte bei der Trennung mit Kindern

Habt ihr euch zur Trennung entschlossen (oder eine Partei und die andere hat es akzeptieren müssen), solltet ihr es dem Kind bzw. den Kindern gemeinsam sagen. Damit zeigt ihr, dass ihr nach wie vor an einem Strang zieht und dass niemand den anderen jetzt hasst. Erklärt in aller Ruhe, dass ihr nun kein Paar mehr seid, aber das Kind bzw. die Kinder weiterhin beide sehr liebhabt und immer für sie da sein werdet. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird mindestens eine Person ausziehen, wenn sich nicht sowieso beide Parteien eine neue Bleibe suchen müssen. Auch auf diese Veränderung müssen Kinder vorbereitet werden.

Wichtig: Streitet nicht vor dem Nachwuchs und macht keine Schuldzuweisungen! Das führt dazu, dass Kinder das Gefühl haben, Partei ergreifen zu müssen. Es setzt sie unter Druck und macht sie ängstlich, traurig und wütend.

Mögliche Auswirkungen der Trennung auf Kinder

Weil ihre bisher gekannte Realität endet, können Kinder Verlustängste entwickeln. Es gibt eine ganze Reihe von möglichen Reaktionen, die Kinder auf die Trennung der Eltern zeigen können. Diese sind meist umso ausgeprägter, je mehr die Eltern sich streiten oder sich gegenseitig die Schuld geben:

  • Rückfall in kindliche Verhaltensweisen, die sie eigentlich schon abgelegt hatten (am Daumen nuckeln zum Beispiel)
  • ins Bett machen
  • Klammern (plötzlich müssen sie bei jedem Weg dabei sein, auch wenn du nur rasch zum Bäcker möchtest)
  • Rückzug bis hin zum Verstummen
  • mit in deinem Bett schlafen
  • Konzentrationsschwäche
  • Schlafstörungen
  • Entwicklung neuer Ängste
  • Bauchschmerzen (besonders bei kleinen Kindern, die noch nicht komplett verstehen, was passiert)
  • aggressives Verhalten gegenüber anderen
  • Einfordern von Hilfe im Alltag, die sie eigentlich nicht mehr benötigen (anziehen, waschen usw.)

Teilweise hängt es stark vom Alter ab, wie Kinder auf eine Trennung reagieren: Während kleine Kinder deutlich mehr die Nähe ihrer Eltern suchen, kapseln Jugendliche sich oft ab und sprechen lieber mit ihren Freundinnen und Freunden über das Thema. Es ist trotzdem wichtig, dass ihr ihnen klarmacht, dass sie immer zu euch kommen können, wenn sie das möchten.

Unterschätze es nicht, wenn dein Kind unter der Trennung leidet! „Eltern sollten anerkennen, dass ihre Trennung auch für ihre Kinder eine Krise ist. Es ist wichtig, deren Gefühle ernst zu nehmen und sie nicht schönzureden“, erklärt der Erziehungs-Experte Dirk Morgner von der Evangelischen Beratungsstelle Düsseldorf.

Trennung mit Kindern: Dos und Don’ts

Es gibt ein paar Punkte, die ihr beachten solltet, um die Trennung für die Kinder leichter zu gestalten:

  • Lasst keinen Zweifel daran, dass ihr eure Expartnerin bzw. euren Expartner weiterhin sehr hoch schätzt, auch wenn ihr gerade wütend und traurig seid. Stellt klar, dass sie eine gute Mama bzw. er ein guter Papa ist und dass die Trennung nichts daran ändern wird.
  • Stellt beim Wechselmodell direkt klar, dass ihr beide euch freut, wenn der Nachwuchs da ist und dass die jeweils andere Person mit den Besuchen komplett einverstanden ist (Kinder müssen das Gefühl haben, dass sie beide Elternteile lieben dürfen).
  • Richtet in beiden Häusern oder Wohnungen einen eigenen Raum für das Kind bzw. die Kinder ein – das wirkt wie ein Willkommen und zeigt: Hier hast du deinen Platz.

Letzteres ist wichtig für den Elternteil, der auszieht und nun wahrscheinlich (je nach Modell) weniger Zeit mit dem Kind bzw. den Kindern verbringen wird: Das Einrichten eines eigenen Zimmers signalisiert, dass du nicht nur für Stippvisiten am Leben des Nachwuchses teilhaben möchtest, sondern weiterhin als Anker und feste Größe.

Auf der anderen Seite gibt es Dinge, die ihr beiden unbedingt vermeiden solltet:

  • Sprecht mit euren Kindern über die Trennung, aber nicht wie mit Freunden und Freundinnen! Eure Rollen hier sind noch immer die der Eltern.
  • Verliert kein schlechtes Wort über eure bzw. euren Ex, weil ihr die Kinder sonst zur Parteinahme zwingt (bei mehreren Kindern lässt sich oft beobachten, dass sie sich für verschiedene Elternteile entscheiden und darüber streiten).
  • Streitet nicht vor den Kindern.
  • Benutzt eure Kinder nicht, um der bzw. dem Ex etwas ausrichten zu lassen – kommuniziert selbst.
  • Verbietet ungeliebten Familienmitglieder eurer Expartnerin bzw. eures Expartners nicht den Umgang mit den Kindern: Vielleicht lieben deine Kinder Tante, Onkel, Oma und Opa von der anderen Familienseite. Sie wären es, die unter dem Kontaktabbruch leiden würden.

Insgesamt hat sich gezeigt, dass Kinder eine Trennung besser verarbeiten und sich auf die neue Lebensrealität einstellen können, wenn ihre Eltern zivilisiert miteinander umgehen und sich einigen können.

So geht es nach der Trennung mit Kindern weiter

Es bringt nichts, eine Beziehung für Kinder weiterzuführen: Gibt es dauernd Streit und Disharmonie, ist das schlimmer als die Trennung. Vielleicht lernen die Kinder sogar, dass despektierliches Verhalten in der Partnerschaft normal ist – hier ist es weit besser, einen Schlussstrich zu ziehen. Nicht immer aber verläuft eine Trennung friedlich: Vielleicht möchte sich nur eine Partei trennen und die andere hat Liebeskummer, vielleicht gibt es finanzielle Probleme und es wird ein Anwalt eingeschaltet?

Falls ihr es nicht schafft, vor dem Kind bzw. den Kindern nicht zu streiten, solltet ihr eine Mediation oder Beratung in Anspruch nehmen. Es gibt viele kostenfreie Angebote, etwa beim Jugendamt, bei Pro Familia oder bei der Caritas.

Im weiteren Verlauf eurer Leben nach der Trennung ist es wichtig, dass ihr klare Absprachen hinsichtlich der Kinder trefft und sie diszipliniert befolgt. So lernt euer Nachwuchs, dass er sich auch in der neuen Situation auf euch verlassen kann. Sprecht vor allem über Dinge, die ihr erlaubt oder nicht erlaubt, und fallt euch nicht gegenseitig in den Rücken! Zieht weiterhin an einem Strang, dann kann euch niemand gegeneinander ausspielen.

Hast du irgendwann nach der Trennung eine neue Partnerin bzw. einen neuen Partner, solltest du die Person den Kindern nicht sofort vorstellen. Es ist früh genug, wenn du das Gefühl hast, dass die Beziehung ernst ist. Wichtig ist, dass die Person nicht versucht, die Mutter- bzw. Vaterstelle beim Kind einzunehmen: Es hat ja Mutter bzw. Vater und wird auf solche Versuche ablehnend reagieren. Freundlichkeit und ein Ernst nehmen des kleinen Gegenübers hingegen können für alle einen Mehrwert bieten.

Stellt ihr Eltern fest, dass euer Kind mit der Trennung gar nicht umgehen kann und sich auch nach einer längeren Phase nicht fängt, braucht es vielleicht Unterstützung. Kinderpsychologen können Scheidungskindern bzw. Kindern getrennter Eltern dabei helfen, die neue Wirklichkeit zu akzeptieren, ohne dass ihr Selbstwert leidet.

Gratis PDF: Anzeichen, das dein Partner fremdgeht

Melde dich für unseren Newsletter an und erhalte eine kostenlose PDF, um herauszufinden, ob dein Partner fremdgeht.

Geschenkbox mit Herzchen