In den vergangenen Jahrzehnten haben sich viele Beziehungsformen entwickelt, die es früher so nicht gegeben hat (jedenfalls nicht offiziell). Lange Zeit war die Monogamie in Verbindung mit der Ehe die einzig anerkannte Beziehungsform. Das ist sicherlich ein Konzept, das man als einziges propagieren kann, wenn die Lebenserwartung im Schnitt bei 40 Jahren liegt und ohnehin Abhängigkeiten bestehen, die eine Trennung unmöglich machen. Heute werden wir älter, sind unabhängiger – und brauchen teilweise auch andere Beziehungsformen.
Diese können andere Schwerpunkte haben: Nicht jede Beziehung muss mehr auf die Ewigkeit ausgelegt sein. Es ist in Ordnung, wenn man sich mit ihrer Endlichkeit abfindet – das Glück hat viele verschiedene Gesichter. Und manches, was vielleicht von vornherein wirkt, als sei es zum Scheitern verurteilt, erweist sich als erstaunlich langlebig.
Gemeinsam glücklicher
Monogamie
Der Begriff „Monogamie“ setzt sich zusammen aus den Wörtern „mono“ und „gamos“ – „eine Ehe“. Es geht also um eine exklusive Paarbeziehung, gegebenenfalls besiegelt durch eine Heirat. Von der Idee einer einzigen Beziehung im Leben rücken die meisten monogamen Menschen inzwischen allerdings ab – sie pflegen die serielle Monogamie, bei der man im Leben mehrere monogame Beziehungen nacheinander haben kann.
Polyamorie
Der Gedanke hinter der Polyamorie ist, dass der Mensch nicht nur einen anderen Menschen lieben und begehren kann. In einem polyamoren Modell führen die Beteiligten mehrere Beziehungen gleichzeitig. Klare und offene Kommunikation sind hier sehr wichtig.
Polygamie
Polygamie ist die Vielehe, die in Deutschland grundsätzlich verboten ist. In einigen anderen Ländern hingegen ist sie gang und gäbe – meist in der Form, dass ein Mann mehrere Frauen ehelichen kann.
Info: Polygamie und Polyamorie klingen zwar ähnlich, doch bei der Polygamie kommt tatsächlich eine rechtlich gültige Ehe zwischen einer Person und mehreren anderen Leuten zustande. Die Gründe für die Eheschließung sind oft wirtschaftlicher Natur, tiefe Gefühle oder auch eine sexuelle Beziehung keine zwingende Voraussetzung. Polyamorie hingegen bleibt auf Beziehungsebene und ist durch Gefühle bedingt.
Offene Beziehung
In einer offenen Beziehung haben beide Partner das Recht, auch mit anderen Menschen sexuelle Kontakte zu haben. Emotional sind sie sich allerdings treu. Das Konzept geht also davon aus, dass man Liebe und Sex trennen kann.
Fernbeziehung
Man spricht von einer Fernbeziehung, wenn zwei Menschen in einer Beziehung sind, die an unterschiedlichen Orten wohnen und entsprechend längere Wege auf sich nehmen müssen, um einander sehen zu können. Sie wird von den meisten Paaren nicht auf Dauer angelegt, sondern führt später zu einem Zusammenziehen oder zur Trennung.
Freundschaft Plus
Freundschaft Plus, im Englischen „Friends with Benefits“, beschreibt Freunde, die hin und wieder nicht exklusiven Sex miteinander haben. Das führt allerdings nicht zu einer Beziehung: Die Freundschaft wird einfach weitergeführt.
On/Off Beziehung
Du kennst den Satz, dass man nicht mit jemandem leben kann, aber auch nicht ohne ihn? Das führt zur On/Off Beziehung: Die Partner trennen sich, vermissen sich, versöhnen sich, streiten sich und trennen sich erneut.
LAT-Beziehung
Das “LAT” bei der LAT-Beziehung steht für „Living Apart Together“: Die Partner leben in zwei verschiedenen Wohnungen und haben auch nicht vor, das zu ändern. Diese Beziehungsform ist ideal für Menschen, die Bindungsängste haben oder häufig eine Rückzugsmöglichkeit brauchen.
Mingle-Beziehung
Das “Mingle” bei der Mingle-Beziehung ist ein Kofferwort aus „mixed“ und „single“ und beschreibt einen Zwischenzustand: Du bist nicht in einer Beziehung, aber du hast gelegentlichen, lockeren Sex mit einer anderen Person, die du zusätzlich auch noch gut leiden kannst.
Auch wenn sie sich Mingle-Beziehung und die Freundschaft Plus sehr ähneln und in manchen Beiträgen synonym genannt werden, gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied: Als Mingle kannst du romantische Gefühle für dein Gegenüber hegen, in der Freundschaft Plus eher nicht.
Rebound-Beziehung
Bei einer Rebound-Beziehung handelt es sich um eine Art Übergangspartnerschaft: Mindestens einer der Partner ist emotional nicht verfügbar, daher kommt keine tiefe gefühlsmäßige Bindung auf. Der Fokus liegt relativ klar auf dem Sex, tiefe Gespräche gibt es nicht.
Situationship
Eine Situationship besteht dann, wenn das Miteinander mehr ist als Freundschaft mit Sex: Es sind Gefühle vorhanden, aber unausgesprochen. Die Beziehung hat noch kein Etikett. Da diese Phase aktuell immer länger anzudauern scheint, weil sich viele gerade junge Menschen nicht festlegen möchten, hat sie nun einen eigenen Namen bekommen.
Alle Beziehungsformen können funktionieren
Niemand wird sich diese Liste anschauen und denken, dass das alles verständlich ist. Aber für verschiedene Menschen an unterschiedlichen Punkten in ihrem Leben und mit unterschiedlichen Bedürfnissen kann jede dieser Beziehungsformen die richtige sein. Vielleicht nicht für immer, aber für den Moment.
Bedürfnisse können sich im Laufe der Zeit ändern. Daher ist es nicht verwerflich, nacheinander verschiedene Beziehungsformen auszuprobieren. Wichtig ist nur, dass immer beide Partner mit der Wahl der Beziehungsform einverstanden sind: Es kann vorkommen, dass eine Person einer bestimmten Beziehungsform nur zustimmt, weil sie die Partnerin oder den Partner nicht verlieren möchte.
Klare Kommunikation ist daher immer wichtig, wenn Partner über die Form ihrer Beziehung sprechen: Wünsche und Grenzen sollten genannt werden. Gehen die Wünsche allzu weit auseinander, ist vielleicht auch eine Trennung die richtige Entscheidung.
