Eine offene Beziehung bzw. offene Ehe sieht vor, dass zwei Leute eine romantische, aber sexuell nicht exklusive Beziehung führen. Emotional sind die Partner sich treu, während sie auch mit anderen Menschen Sex haben. Eine offene Beziehung funktioniert nur zwischen Menschen, die Sex und Liebe voneinander trennen können.
Gemeinsam glücklicher
Abgrenzung der offenen Beziehung zu anderen Beziehungsformen
Es gibt verschiedene Beziehungsformen, die mit der offenen Beziehung manchmal verwechselt werden. Besonders oft ist das bei der Polyamorie und bei der Freundschaft Plus der Fall.
Unterschied zwischen offener Beziehung und Polyamorie
Bei der offenen Beziehung besteht eine romantische Beziehung zwischen zwei Partnern, die beide mit anderen Menschen sexuelle Kontakte haben dürfen, sich emotional aber treu sind. Bei der Polyamorie hingegen dürfen die Partner mit anderen Leuten Beziehungen führen, die auch Gefühle einschließen.
Unterschied zwischen offener Beziehung und Freundschaft Plus
Die offene Beziehung basiert auf romantischen Gefühlen des Paares füreinander, auf dem Vertrauen und dem Miteinander. Eine Freundschaft Plus beschreibt Freunde, die ab und zu nicht exklusiven sexuellen Kontakt haben. Romantische Gefühle sind hier explizit nicht vorgesehen.
Voraussetzungen für eine offene Beziehung
Es kann viele verschiedene Gründe für eine offene Beziehung geben – unterschiedliche Bedürfnisse etwa. Sie ist aber nur dann eine gute Idee, wenn bestimmte Punkte erfüllt sind:
- Ihr könnt Sex und Liebe voneinander trennen.
- Treue funktioniert für euch auf emotionaler Ebene.
- Ihr vertraut einander.
- Ihr kommuniziert offen miteinander.
- Ihr habt kein Problem damit, den Körper eurer Partnerin bzw. eures Partners mit anderen zu teilen.
- Ihr werdet nicht eifersüchtig, wenn eure Partnerin bzw. euer Partner Dates hat.
- Ihr legt sorgfältig Regeln fest, an die ihr euch beide haltet.
Wichtig ist, dass alle diese Punkte auf euch beide zutreffen. Andernfalls ist die offene Beziehung einseitig und einer der Partner leidet. Niemand sollte die vereinbarte sexuelle Offenheit „aushalten“ müssen – ist das so, läuft etwas falsch.
Manche Leute plädieren auch für eine offene Beziehung, weil sie Bindungsangst haben und glauben, sich so nicht festlegen zu müssen. Das stimmt nicht – eine gut funktionierende offene Beziehung setzt ein eindeutiges Bekenntnis zur Partnerin oder zum Partner voraus.
Probleme können auftreten, wenn einer der Partner sich wider Willen in einen One-Night-Stand oder eine Affäre verliebt. Hier müsst ihr zu zweit herausfinden, wie es für euch weitergehen soll.
Aus psychologischer Sicht spricht nichts gegen eine offene Beziehung, sagt Diplom-Psychologe Robert A. Coordes, Gründer und Leiter des Berliner Instituts für Beziehungsdynamik in Berlin-Schöneberg: „Eine offene Beziehung kann genauso funktionieren wie eine sogenannte ’normale‘ Beziehung. Für uns Therapeuten funktioniert eine Beziehung dann gut, wenn beide Partner sich entwickeln und differenzieren können. Es gibt nicht die eine, ideale Beziehungsform.“
Was für Regeln gibt es in einer offenen Beziehung?
Welche Regeln ihr festlegt, ist tatsächlich ganz eure Sache. Personen, die Erfahrung mit offenen Beziehungen haben, nennen unter anderem diese wichtigen Themen:
- Ist die gemeinsame Wohnung tabu oder dürfen hier Treffen stattfinden?
- Sind längere Affären gestattet oder sollten sich beide Partner mit One-Night-Stands begnügen?
- Wie oft dürfen beide andere Personen daten?
- Wie handhabt ihr die Verhütung?
- Dürft ihr woanders übernachten?
- Welche Menschen sind als Sexualpartner tabu (etwa Freundinnen oder Freunde, jemand von der Arbeit, aus dem Familienkreis, eine Expartnerin oder ein Expartner)?
- Welche Informationen gebt ihr einander über eure Dates mit anderen?
Verabredet euch, um regelmäßig darüber zu sprechen, ob ihr euch mit den festgelegten Regeln noch wohlfühlt.
Kann die offene Ehe funktionieren?
Die offene Ehe kann ebenso gut funktionieren wie die offene Beziehung. Paare mit Kindern müssen aber noch mehr darauf achten, dass niemand unter der Situation leidet: Für Kinder ist Stabilität wichtig. Hier kann die Regel helfen, dass das eigene Zuhause tabu bleibt. Zudem ist Harmonie zwischen den Partnern essenziell. Fliegen bei euch wegen der offenen Beziehung regelmäßig die Fetzen, leiden die Kinder auf jeden Fall darunter.
Halten offene Beziehungen länger?
Das wissenschaftliche Projekt theratalk.de der Universität Göttingen befragte 10.000 Frauen und Männer, die sich in Beziehungen befanden. Die Statistik zeigt: Rund ein Prozent von ihnen führt eine offene Beziehung, 97 Prozent eine monogame Beziehung und der Rest eine sogenannte pseudo-offene Beziehung (wenn eine Person die Öffnung der Beziehung eigentlich nicht möchte).
Bei der Auswertung der Fragen stellte sich heraus, dass diejenigen Personen in einer monogamen und in einer offenen Beziehung vergleichbar glücklich oder unglücklich sind. Nur diejenigen in einer pseudo-offenen Beziehung sind deutlich unglücklicher.
Eine stichprobenartige Umfrage zeigt zudem die Trennungsraten der verschiedenen Beziehungsformen an:
- Paare in Monogamie (treu): 14,84 %
- Paare in Monogamie (untreu): 71,42 %
- Paare, die keinen Sex haben: 25 %
- Paare in offenen Beziehungen: 16,66 %
Vereinbarungsgemäß geführte offene Beziehungen führen also etwa ebenso selten zu Trennungen wie vereinbarungsgemäß geführte monogame Beziehungen.
Kommunikation ist das A und O bei offenen Beziehungen
Die offene Beziehung ist vielleicht genau das Richtige für euch. Sprecht aber regelmäßig über eurer beider Bedürfnisse: Diese Beziehungsform ist nicht gedacht als Freifahrtschein für nur eine abenteuerlustige Person, sondern soll die gemeinsame Beziehung stärken und bereichern.