Es gibt ein neues Kofferwort für ein lange bekanntes Phänomen: Die Situationship setzt sich zusammen aus „Situation“ und „Relationship“ und beschreibt damit eine beziehungsähnliche Situation. Kurz gesagt bezeichnet Situationship die Zeit, in der sich die Beteiligten nicht sicher sind, ob sie sich nun in einer Beziehung befinden oder nicht. Das ist normal, wenn man gerade mit dem Dating beginnt. Eine Situationship kann allerdings auch monate- oder jahrelang dauern.
Das macht die Situationship aus
Ihr dated, habt Sex, übernachtet beieinander, kuschelt – es ist definitiv mehr als eine Freundschaft Plus, was da bei euch passiert. Doch ist da eine Distanz, die Menschen in einer Beziehung eigentlich nicht aufrechterhalten. Anzeichen für eine Situationship sind die folgenden:
- Ihr unterhaltet euch über Alltägliches, ohne dabei allzu sehr in die Tiefe zu gehen.
- Ihr geht schon gemeinsam aus, ohne euch dabei allerdings als Paar zu präsentieren.
- Eure gemeinsamen Pläne beziehen sich aufs Dating – sie reichen nicht weit in die Zukunft und umfassen keine größeren Aktionen wie einen gemeinsamen Urlaub.
- Ihr lernt weder Familie noch Freundeskreis der anderen Person kennen (ab und zu jemanden beim Ausgehen zu sehen, den ihr kennt, kann durchaus vorkommen – ihr werdet aber nicht als Partnerin bzw. Partner vorgestellt).
- Gespräche über Gefühle finden entweder in stillschweigender Übereinkunft nicht statt oder werden von einer Seite abgeblockt.
Lernt ihr euch gerade erst kennen, ist es normal, dass ihr langsam herausfinden möchtet, ob ihr eigentlich zueinander passt und ob ihr für eine engere Bindung bereit seid. Gerade in einer Zeit, in der dank Datingapps jederzeit die nächste Person sofort verfügbar ist, kann diese Phase aber immer länger andauern: Was, wenn du dich festlegst, und dann ist es die falsche Person? Bindungsangst kann Menschen dazu verleiten, immer in einer Situationship zu bleiben. Das ist nicht schlimm, solange beide Beteiligten dasselbe fühlen.
Die Schwierigkeit mit der Situationship
Leider kommt es nicht besonders häufig vor, dass zwei Menschen dauerhaft mit dem Schwebezustand der Situationship einverstanden sind: In den meisten Fällen entwickelt eine Partei stärkere Gefühle oder wünscht sich mehr Verbindlichkeit. Oft wächst das Bedürfnis, der anderen Person nahe zu sein, ein Teil ihres Lebens zu werden, Verantwortung zu übernehmen, sich auf sie verlassen zu können – kurz: eine monogame Beziehung zu führen.
Das ist unter anderem auf das Kuschelverhalten in der Situationship zurückzuführen: Sex und Liebe zu trennen, ist deutlich einfacher, als Zärtlichkeit und Liebe zu trennen (das liegt am Kuschelhormon Oxytocin). Kannst du das nicht gut und die andere Person schon, entsteht ein Ungleichgewicht: Du verliebst dich. Aus Angst, aufdringlich zu sein und deinen Schwarm zu verscheuchen, thematisierst du deine veränderten Gefühle aber nicht. Du beginnst unter der Situation zu leiden.
Von der Situationship zur Beziehung
Stellst du fest, dass dir der Schwebezustand der Situationship nicht reicht, ist es Zeit für ein Gespräch mit deinem Gegenüber. Erkläre, dass du bereit bist für den nächsten Schritt und dass du dir mehr Verbindlichkeit wünschst. Geht es der anderen Person ebenso, wandelt ihr die Situationship in eine Beziehung um. Das kommt tatsächlich vor, wenn sich beide im Laufe des Datings ineinander verlieben.
Wann du die Situationship beenden solltest
Weicht deine Partnerin oder dein Partner deinen Fragen aus oder versucht, dich hinzuhalten, solltest du Konsequenzen ziehen: Hier wirst du nicht bekommen, wonach du dich sehnst. Beende die Situationship, sonst besteht dein Alltag bald nur noch aus Liebeskummer und Eifersucht – und dein Selbstwertgefühl leidet darunter, dass die andere Person sich nicht ganz für dich entscheiden kann.
Umgekehrt gilt das Gleiche: Will deine Situationship mehr von dir, als du zu geben bereit bist, solltest du mit offenen Karten spielen und die Liaison beenden. Andernfalls nimmst du für die andere Person unnötigen Schmerz in Kauf.
