Du weißt nicht, was du glauben sollst: Es gibt Anzeichen dafür, dass deine Partnerin bzw. dein Partner einen One-Night-Stand hatte oder gar eine Affäre führt. Das würde aber gar keinen Sinn ergeben, schließlich führt ihr eine glückliche, respektvolle Beziehung und kommuniziert offen miteinander. Du verstehst, dass man jemanden betrügen kann, den man liebt, wenn man unglücklich ist – aber das seid ihr ja nicht! Aus welchen Gründen es trotzdem zu Untreue kommen kann, erfährst du hier.
Info: Dieser Beitrag richtet sich auch an jüngere Paare und an solche, für die die Ehe nicht infrage kommt. Zum Fremdgehen in der Ehe haben wir einen eigenen Beitrag verfasst.
Keine Beziehung ist perfekt
Oft wird Fremdgehen als Hinweis darauf gewertet, dass in der Beziehung etwas nicht stimmen kann oder dass die untreue Person unglücklich sein muss. Das ist aber nicht zwingend der Fall. Eine Beziehung besteht aus zahlreichen Facetten:
- Ihr seid Freunde und Vertraute.
- Ihr teilt euren Alltag und euer Umfeld.
- Ihr gebt einander Halt und stützt euch.
- Ihr habt ein gemeinsames Liebesleben.
- Vielleicht zieht ihr gemeinsam Kinder groß.
Kein Paar bringt es in jeder Hinsicht auf 100 Prozent. Kein Mensch ist perfekt. Aber nur, weil es an der einen oder anderen Stelle theoretisch besser ginge, würde niemand sagen, dass die Beziehung eine unglückliche ist. Dennoch bringen diese kleinen Inkompatibilitäten Leerstellen hervor, das ist normal und lässt sich nicht verhindern. Das gilt auch für die meisten Gründe, die Menschen angeben, die in einer glücklichen Beziehung fremdgehen.
Sexuelle Bedürfnisse und Wünsche
Auch wenn es bei euch im Bett eigentlich sehr gut läuft, kannst du deiner oder deinem Liebsten einige Dinge nicht geben, zum Beispiel:
- die Aufregung des Neuen
- den Reiz des Verbotenen
- den Kick des nie Erlebten
Das umfasst noch nicht einmal bestimmte Vorlieben oder Kinks – hat ein Partner in der Beziehung spezielle Wünsche und teilt der andere sie nicht, können sie in der Beziehung nicht ausgelebt werden. Die Sehnsucht danach kann aber verblüffend stark werden.
Manchmal reicht aber auch schon ein Ungleichgewicht im Sexualleben, eine ungleich verteilte Libido: Sucht eine Partei mehr physische Nähe als die andere und wird dabei oft abgewiesen, führt das nicht allein zu Frustration, sondern nagt auch am Selbstwertgefühl. Hier hat eine andere attraktive Frau bzw. ein anderer attraktiver Mann oft leichtes Spiel: Dieser Mensch von außerhalb der Beziehung kann der zurückgewiesenen Person das Gefühl geben, aufregend und begehrenswert zu sein.
Info: Dieses Ungleichgewicht wird häufig totgeschwiegen, weil es eine weit verbreitete Annahme ist, dass „Sex nicht so wichtig ist“. Sie wird vor allem von Menschen kolportiert, die nicht unter zu wenig körperlicher Nähe leiden.
Angst, etwas zu verpassen
Manche Menschen haben nicht so viele Erfahrungen gemacht wie andere und fragen sich, ob sie unter Umständen etwas verpassen. Oder es ergibt sich die Gelegenheit, einer Person kurz nahezukommen, bei der man sich das immer schon gewünscht hat oder in die man jahrelang heimlich verliebt war. Es handelt sich um eine Suche nach der Antwort auf die Frage „Was wäre, wenn…?“
Auf der Suche nach sich selbst
Auch Selbstfindung kann ein möglicher Grund für einen Seitensprung sein: Vor allem Menschen, die Teile ihrer Persönlichkeit über einen längeren Zeitraum hinweg unterdrückt haben, neigen aus diesem Motiv zu Untreue. Dabei geht es nicht vorrangig um die dritte Person, sondern darum, sich selbst wieder kennenzulernen, die eigenen Emotionen auszuloten und festzustellen, wer man eigentlich ist.
Info: Manche Menschen, die aus diesem Grund einen One-Night-Stand haben oder ein Verhältnis beginnen, leiden an Bindungsangst: Diese führt häufig dazu, dass man sich in der Beziehung eingeengt und verbogen fühlt (auch wenn das bei Licht betrachtet eigentlich nicht so ist).
Fazit: Die Gründe sind persönlicher Natur
Wenn eine Affäre aufgeflogen ist und deine Partnerin oder dein Partner dir beteuert, dass es nicht an dir lag, dann dürfte das bei den oben genannten Gründen der Wahrheit entsprechen: Sie liegen in der Person, die fremdgegangen ist. Manche Menschen können Liebe und Sex voneinander trennen, und falls das bei deinem Schatz der Fall ist, wird sie oder er das Gefühl haben, dir „ja nichts wegzunehmen“. Es handelt sich um ein Bedürfnis, das losgelöst von dir und eurer Beziehung besteht.
Das Bedürfnis an sich ist erst einmal valide – dass es besteht, hat sich deine Partnerin bzw. dein Partner nicht ausgesucht. Wie man mit derartigen Wünschen und Bedürfnissen umgeht, steht auf einem anderen Blatt. Manche Menschen begnügen sich mit Fantasien, andere müssen oder wollen sie ausleben.
Entscheiden sie sich allein und ohne mit dir zu sprechen für Letzteres, ist das eine Verletzung der gemeinsamen Regeln, wenn ihr in einer monogamen Beziehung seid. Du musst herausfinden, ob du die Gründe verstehen und das Fremdgehen verzeihen kannst. Außerdem müsst ihr gemeinsam entscheiden, wie ihr in Zukunft mit derartigen Situationen umgeht – ob das Bedürfnis gestillt ist, ob ihr euch gewisse Freiheiten zugesteht oder euch zum Beispiel auch für eine offene Beziehung entscheidet.
