Fremdgehen tut weh und kann alles kaputtmachen. So weit, so pauschal. Aber ab wann spricht man eigentlich von Fremdgehen, und welche Ursachen gibt es dafür? Schließlich macht niemand etwas mutwillig kaputt, das gut läuft und für alle Beteiligten schön ist. Wenig überraschend sind die Antworten nicht eben eindeutig. Wir tasten uns ran.
Gemeinsam glücklicher
Wo Fremdgehen beginnt, ist Ansichtssache
Wenn die Person, der dein Herz gehört, bewundernd anderen Menschen nachblickt, ist das kein schönes Gefühl. Noch viel schlimmer allerdings ist es, wenn sie beginnt, mit jemand anderem ihre Sorgen, Nöte und persönlichen Gedanken zu teilen. Kommt es dazu, ohne dass Sex im Spiel ist, empfinden das viele Menschen als eine Art Untreue. Fremdgehen beginnt im Kopf, lautet ein alter Spruch – und wer viel mit einer anderen Person teilt, denkt wahrscheinlich auch viel an sie.
Die Plattform Elitepartner hat einmal nachgefragt und herausgefunden, dass Männer und Frauen Fremdgehen unterschiedlich betrachten:
- Flirten betrachten 26 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer als Fremdgehen.
- Heimlicher Pornokonsum ist für 13 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer Untreue.
- Sexuelle Fantasien mit anderen Personen ordnen 13 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer als Fremdgehen ein.
- Die Anmeldung auf einer Dating-App trotz Beziehung empfinden 61 Prozent der Frauen und 44 Prozent der Männer als Untreue.
- Küssen sehen 70 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer als Fremdgehen an.
Es muss also gar nicht immer erst zu einem Seitensprung seitens deiner Partnerin bzw. deines Partners kommen. Der Wunsch danach kann vollkommen ausreichen, um dich zu verletzen: Ein reger Chat über Whatsapp oder Telegram kann dich tiefer treffen als ein Zufallsflirt an der Supermarktkasse.
Dabei spielen nicht nur deine individuellen Empfindungen eine Rolle, sondern auch dein Zusammenspiel mit deiner oder deinem Liebsten: Es kann sein, dass du in deiner aktuellen Beziehung in einer Situation völlig gelassen bleibst, wo du früher die Wände hochgegangen wärst – oder andersherum. Das liegt daran, wie nah ihr euch seid und wie sicher du dir der anderen Person bist.
Info: Diese individuelle Einschätzung von Fremdgehen sieht auch Paartherapeutin Bettina Steingass als gegeben an: „Betrug wird von jedem Paar anders empfunden“, erklärte sie gegenüber dem Spiegel.
Die Gründe fürs Fremdgehen sind vielfältig
Die Dating-Plattform Parship wollte es genau wissen und hat Menschen, die untreu gewesen sind, nach dem Warum gefragt. Auch hier zeigen sich wieder Unterschiede:
- Unzufriedenheit in der Partnerschaft und mangelnde Zuwendung waren für 50 Prozent der Frauen und 33 Prozent der Männer der Anlass, sich anderweitig umzuschauen.
- Der Wunsch, sich begehrt zu fühlen, war für 27 Prozent der Frauen und für 11 Prozent der Männer ausschlaggebend.
- Dem Reiz des Neuen konnten 27 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer nicht widerstehen.
- Sexuelle Unzufriedenheit gaben 14 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer als Grund für ihr Fremdgehen an.
Guck jetzt aber nicht auf diese angegebenen Ursachen und denke: „Es war meine Schuld!“ Ganz so einfach ist das nicht. Fremdgehen ist schließlich in den allermeisten Fällen eine Entscheidung. Man kann also sagen „ja, ich tue das“ oder „nein, ich tue das nicht“. Das gilt zumindest für die Aktion: die Berührung, den Kuss, den Seitensprung.
Niemand kann etwas dagegen tun, dass bestimmte Menschen anziehend wirken. Und hat man im Alltag oft mit einer anziehenden Person zu tun, kann es durchaus passieren, dass man sich verliebt. Dieses Gefühl muss nicht direkt die Beziehung bedrohen. Dafür müssen noch andere Punkte zutreffen.
Ursachen für das Fremdgehen haben viele Facetten
Damit aus einer einfachen Attraktion etwas Tieferes, Schwerwiegenderes wird, müssen verschiedene Umstände zusammenkommen. Vielleicht dauert die eigene Beziehung schon lange, die Gefühle sind abgekühlt und ihr habt euch wenig zu sagen? Vielleicht erlebt ihr stressige Phase und achtet gerade nicht besonders gut aufeinander? Vielleicht stimmen eure physischen und/oder psychischen Bedürfnisse nicht überein, und eine andere Person scheint viel besser zu passen?
In Momenten, in denen unser Selbstbewusstsein leidet und in denen wir uns ungeliebt, unattraktiv oder nicht respektiert fühlen, sind wir anfälliger für Reize von außen. Fühlen wir uns durch andere Personen als unsere Partnerin oder unseren Partner eher wahr- und ernst genommen, kann es dazu kommen, dass wir uns diesen anderen zuwenden – bewusst oder unbewusst.
Je größer die Kluft in unserer Beziehung geworden ist, desto schwieriger ist es, sie zu überwinden. Der hilfreichste Weg aber, um ein Fremdgehen zu vermeiden, ist Nähe. Je weniger von euren Bedürfnissen in der Beziehung auf der Strecke bleiben, desto geringer ist der Drang, sie anderweitig zu befriedigen. Es lohnt sich also, mit Kommunikation und Kompromissbereitschaft die Entfernung zwischen euch zu überbrücken. Dadurch werden andere Personen gleich viel weniger spannend und attraktiv.
Achtung: Es reicht nicht, dass du deiner Partnerin oder deinem Partner wieder näherkommen möchtest. Wenn sie oder er nach einem Seitensprung etwa nicht einmal ein schlechtes Gewissen hat, ist die Beziehung vielleicht nicht mehr zu retten.