Nach einer Trennung gehen alle Menschen durch bestimmte Phasen: Niemand akzeptiert das Beziehungsende gleichmütig und macht einfach am neuen Punkt weiter. Allerdings scheint es, als würden sich die Phasen der Trennung bei Männern und bei Frauen stark unterscheiden. Schaut man genauer hin, sieht man allerdings, dass lediglich die Gewichtung eine andere ist. Viel davon hängt mit der Sozialisierung zusammen.
Das sind die Phasen der Trennung allgemein
Über die Phasen der Trennung informieren wir an anderer Stelle eingehend. Im Überblick aber kann man die Phasen wie folgt einteilen:
- Schock
- Verleugnung
- Wut
- Kampf
- Trauer
- Akzeptanz
- Neuorientierung
Während Schock und Verleugnung Frauen wie Männer gleich stark trifft, ändert sich danach in vielen Fällen die Reaktion geschlechtsspezifisch. In vielen, aber längst nicht in allen! Individuell können Frauen wie Männer völlig unterschiedlich reagieren – das hängt mit Erziehung, Charakter und bisherigen Erfahrungen zusammen.
Verleugnung, Wut und Kampf
Ob die Wut auftritt, hängt bei Frauen teilweise vom Typ ab: Manche Frauen werden wütend, weil sie das Gefühl haben, dass sie es einfach nicht fassen können. Wie kann er es wagen? Nach allem, was ich für ihn getan habe? Hat der Ex-Partner sich fremdverliebt, trifft ein Teil der Wut auch die andere Frau (oder den anderen Mann). Zum Schmerz des Verlassenwerdens gesellt sich Eifersucht, was eine schwer erträgliche Mischung ist.
Zudem geht am Ende des Verleugnens oft schon die Phase des Kämpfens um die Beziehung los: Frauen, die überraschend verlassen werden, können dies häufig zu Beginn nicht gut akzeptieren und wollen reden, verhandeln – einen gemeinsamen Nenner finden und die Beziehung doch noch retten. Sie überlegen auch, ob sie zu größeren Zugeständnissen bereit wären als bisher.
Männer, die gerade eine Beziehung beendet haben, sind allerdings an derartigen Verhandlungen meist nicht interessiert: In vielen Fällen sind sie einfach froh, dass sie das unangenehme Gespräch hinter sich gebracht und sich befreit haben. Falls ihnen doch noch aufgeht, dass an dieser Beziehung viel Gutes war und dass ein weiterer Versuch sich wahrscheinlich lohnen würde, ist das meist sehr viel später der Fall.
Info: Das muss nicht immer so sein! Genügend ehemalige Paare finden wieder zusammen, weil die Verlassenen sich noch längst nicht in der Akzeptanzphase befinden, wenn ihre Ex-Partnerin bzw. ihr Ex-Partner das Schlussmachen bereut und einen Neuanfang wünscht.
Trauer und Verarbeitung
Schneller als bei Männern setzt bei Frauen im Normalfall die Trauer ein. Das liegt auch daran, dass es für Frauen akzeptierter ist, offen ihren Schmerz zu zeigen bzw. sich damit auseinanderzusetzen. Viele Frauen haben enge Freundinnen oder können mit (meist weiblichen) Familienmitgliedern offen sprechen. Die Trennung wird daher frühzeitig thematisiert, die Gründe dafür werden beleuchtet, Tränen vergossen.
Der Liebeskummer kann sehr intensiv sein, da Frauen ihn meist geballt und in einem relativ kurzen Zeitraum erleben. Das bedeutet nicht, dass sich die negativen Gefühle in etwas abgeschwächter Form nicht auch sehr lange hinziehen können – es bedeutet lediglich, dass in den meisten Fällen weder Verdrängung noch Ablenkung so stark ausgelebt werden wie bei Männern. Das ist bei allem Schmerz heilsam: Frauen erreichen dadurch häufig schneller das Stadium der Akzeptanz.
Ablenkung ist oft Teil des Heilungsprozesses
Auch Frauen lenken sich nach dem Beziehungsende ab, wenn der Trennungsschmerz zu schwer zu ertragen ist: Manche setzen Partynächte mit Freundinnen, andere auf Ersatzschmerz und Lachen durch romantische Komödien, wieder andere auf One-Night-Stands oder auf Rebound-Beziehungen. Letztere haben selten Bestand, weil den frisch verlassenen Frauen in vielen Fällen bewusst ist, dass sie um jemand anderen trauern und für eine neue monogame Beziehung eigentlich nicht bereit sind.
Statistik sagt nichts über den Individualfall aus
Die Tatsache, dass Frauen rein durchschnittlich gesehen ihre Reaktionen auf die Trennung offener ausleben und meist auch mehr Personen haben, mit denen sie darüber sprechen können, bedeutet nicht, dass nicht auch sie in der Trauer steckenbleiben können. Es kommt bei Frauen und bei Männern vor, dass die Verlassenen die Akzeptanzphase nicht allein erreichen und stattdessen in eine Depression rutschen. Hier kann eine Therapie dabei helfen, wieder ins normale Leben zurückzufinden.