Trennungsschmerz sitzt tief und kann uns für eine längere Zeit sehr aus der Bahn werfen: Wer gerade ein Beziehungsende erlebt hat, steht vor den Trümmern seines aktuellen Lebens. Eine solche Trennung zu verarbeiten und den Liebeskummer zu überwinden, kostet Zeit und Kraft. Man kann diesen Prozess nicht abkürzen.
Gemeinsam glücklicher
Trennungsschmerz sollte ernst genommen werden
Menschen, die unter Trennungsschmerz leiden, können die gleichen Symptome zeigen wie Opfer von Gewalt oder Katastrophen. Sie leiden psychisch, aber auch physisch. Ihre Welt ist auf den Kopf gestellt, der Boden unter ihren Füßen fortgezogen. Manche fühlen sich, als wäre ihnen ein Teil ihrer selbst amputiert worden. Es ist wichtig für die Betroffenen, dass ihr Umfeld das anerkennt.
Der Traumaforscher Prof. Dr. Günther H. Seidler erklärt zum Thema: „Wer von seinem Partner verlassen wird, ohne das Ende der Beziehung selbst gewollt zu haben, fühlt sich von dem Geschehen oft völlig überwältigt: Da passiert etwas psychisch Gefährliches, und man ist dem absolut hilflos ausgesetzt, man kann es nicht verhindern oder steuern.“
Trennungsschmerz ist unterschiedlich stark ausgeprägt
Je nachdem, ob du keine Probleme in eurer Beziehung gesehen oder vielleicht gegenteilig sogar selbst über eine Trennung nachgedacht hast, kann der Trennungsschmerz unterschiedlich stark ausfallen. Je mehr dich die Trennung aus heiterem Himmel erwischt, desto größer sind Schock und Unglaube und desto stärker kann der Schmerz werden. Bei Menschen mit Bindungsangst hingegen mischt sich oft etwas Erleichterung mit in den Liebeskummer. Wer ein geringes Selbstbewusstsein hat, wird vom Verlassenwerden wiederum oft besonders hart getroffen.
Menschen sind unterschiedlich und deshalb ist auch die Intensität des Trennungsschmerzes verschieden stark ausgeprägt. Dennoch stehen sie alle vor der Aufgabe, die Trennung verarbeiten und den Schmerz überwinden zu müssen.
In mehreren Phasen Trennung verarbeiten
Wir haben in einem anderen Beitrag die Phasen der Trennung ausführlich beschrieben. Kurz gefasst kann man sagen, dass du wahrscheinlich bestimmte Phasen wie Schock und Leugnen, Wut und Trauer, Akzeptanz und Neuanfang hinter dich bringen musst. Da eine Trennung und der damit einhergehende Schmerz eine Extremsituation hervorrufen, sind auch die Reaktionen meist extrem:
- Manche Menschen legen sich ins Bett, schließen die Vorhänge und wollen mit der Welt nichts mehr zu tun haben.
- Andere machen die Nacht zum Tag, gehen extrem viel aus und haben zahlreiche sexuelle Abenteuer.
- Einige frisch Getrennte suchen ihr Heil in der Flucht in eine Rebound-Beziehung.
- Manche schaffen es nicht, die oder den Ex in Frieden zu lassen und bombardieren die Person mit Nachrichten, Anrufen, Briefen und anderen Kontaktaufnahmen.
- Wieder andere Menschen fokussieren sich stark auf ihren Job oder auf Sport.
Je nachdem, zu welcher extremen Handlungsweise du neigst, kann sie in der Phase der Leugnung, der Wut oder der Trauer auftreten. Manche Menschen nehmen kaum Wut wahr, andere leugnen die Trennung nach dem ersten Schock nicht mehr. Dennoch schickt diese Zeit dich durch extreme Gefühle und du musst sie durchleben, wenn du die Trennung verarbeiten willst.
Achtung: Wer in einer Phase des extremen Verhaltens ist, kann viel kaputtmachen. Achte darauf, dass du weder deiner Expartnerin bzw. deinem Expartner Schaden zufügst noch einer dritten Person (mit der du eine Rebound-Beziehung eingehst, ohne dass sie jemals eine reelle Chance auf deine Liebe hat). Was du in dieser Phase kaputtmachst, wirst du später bereuen.
Auch du musst dich trennen
Um eine Trennung zu verarbeiten, musst du akzeptieren, dass sie geschehen ist. Du musst die Hoffnung auf eine zweite Chance begraben und deinen Frieden damit machen, dass euer Miteinander nun vorbei ist. Das bedeutet letzten Endes, dass auch du dich trennen musst: Lösch die Nummer deiner Expartnerin oder deines Expartners und sortiere gemeinsame Erinnerungsstücke aus. Du beginnst einen neuen Abschnitt in deinem Leben, da brauchst du keine Gegenstände, deren Anblick dich traurig macht.
Halte dir vor Augen, was in der Beziehung nicht gut gelaufen ist. Ist deine erste Regung nun: „Nichts, sie war perfekt“, dann denke noch einmal genauer nach. Keine Beziehung ist perfekt, schon gar nicht eine, die gerade beendet worden ist. Trage zusammen, was dich genervt hat, eingeschränkt, zurückgehalten. Alle diese Dinge sind jetzt auch vorbei und das ist gut! Schreibe sie auf und verwahre den Zettel so, dass du ihn bei Bedarf lesen kannst.
Tipp: Probiere etwas Neues – am besten etwas, das dir in der Beziehung nicht möglich war, was du aber immer wolltest!
Trennungsschmerz überwinden braucht Zeit
Um den Schock nach einer Trennung zu verarbeiten und den Trennungsschmerz zu überwinden, brauchst du Zeit. Je nachdem, wie lang und innig die Beziehung war, kann das ein Jahr dauern, zwei Jahre oder noch mehr Zeit. Du wirst merken, wann du die Trennung akzeptierst und wann deine Trauer einer leichten Melancholie weicht. Erzwingen kannst du das aber nicht. Mit Vermeidungsstrategien (wie schnellen, unbedeutenden Beziehungen oder One-Night-Stands) zögerst du diesen Punkt nur hinaus. Es hilft hingegen, wenn du ehrlich, aber ohne (Selbst-)Vorwürfe die Gründe für das Aus reflektierst und bereit bist, daraus für die Zukunft zu lernen.