Sich rar machen: So machst du dich interessanter

Mann und Frau möchten interessanter werden

Sicher kennst du die gereimten Tipps: „Mach dich rar, sei der Star“ oder „Willst du gelten, mach dich selten“. Ist es tatsächlich so, dass man sich für eine aufregende Person interessanter machen kann, indem man sich zurückzieht und mysteriös gibt? Sind das nicht Spielchen, auf die erwachsene Menschen eigentlich verzichten sollten? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund.

Angebot und Nachfrage

Beziehungsmarkt, das klingt immer so nach BWL. Und doch lässt es sich nicht ganz von der Hand weisen, dass gewisse Parallelen bestehen. In einer amerikanisch-israelischen Studie wurde untersucht, welches Verhalten beim Kennenlernen Erfolg versprechend ist. Dabei zeigte sich, dass diejenigen Leute begehrter waren, die beim Flirten zunächst unverbindlich blieben.

Wer direkt nach dem Kennenlernen immer verfügbar ist, sofort zurückschreibt und nie etwas anderes vorhat, ist für die meisten Menschen nicht besonders interessant. Das gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Menschen mit einem eigenen Leben hingegen, Hobbys, Freundeskreis usw., die nicht sofort alles stehen und liegenlassen, nur weil der Schwarm sich meldet, wirken interessanter.

Kurz: Bei einem Über-Angebot erlischt das Interesse schnell. Das ist wie im Supermarkt, wo die Limited Edition, die es nur für kurze Zeit gibt, viel spannender ist. Hinzu kommt, dass Menschen, die sofort bereit sind, ihr Leben um eine andere Person herum aufzubauen, immensen Druck ausüben: Kaum jemand möchte solche Nähe von null auf hundert bei einer noch so gut wie unbekannten Person zulassen.

Die Kommunikationstrainerin Julia Mattes sagt dazu: „Wenn es etwas gibt, das jeden Flirt sofort zerstört, dann ist es die Ausstrahlung von Bedürftigkeit. Besonders in der ersten Kennenlernphase ist das ‚sich rar machen‘ wichtig, um positive Spannung aufzubauen und gegenseitiges Interesse aufrecht zu erhalten.“

Sich rar machen: Dos und Dont’s

Sollte man sich also möglichst spärlich melden? Nein. Tatsächlich ranken sich diverse Mythen um das berühmte „sich rar machen“. Wir zeigen, wie es funktionieren kann.

Melden nach dem Date

Ihr habt euch getroffen, es war schön und interessant und hat ein bisschen geknistert. Du würdest das gern wiederholen – aber war da nicht diese Regel, dass man sich drei Tage lang nicht melden soll?

Do:

Es spricht nichts dagegen, dass du eine positive Rückmeldung gibst. Es ist sogar ein Zeichen von guter Erziehung, später noch eine kurze Nachricht zu schreiben. So etwas wie „Bist du gut heimgekommen? Das hat Spaß gemacht“ reicht völlig aus: Du zeigst, dass dir etwas an der anderen Person liegt, und gibst nettes Feedback. Bekommst du darauf keine Antwort, weißt du auf jeden Fall, woran du bist – ein Schweigen an dieser Stelle ist sehr unhöflich und kann guten Gewissens als Kontaktabbruch gewertet werden.

Kommt eine nette Antwort, kannst du am nächsten oder übernächsten Tag noch einmal Kontakt aufnehmen, wenn die andere Person das nicht tut. Schreib am besten eine Nachricht, in der du eine Frage stellst (es muss nicht direkt die nach dem nächsten Treffen sein – kann aber). Damit eröffnest du das Gespräch erneut. Es weiterzuführen, liegt nun an der anderen Person.

Tipp: Woran es liegen kann, dass er sich während des Kennenlernens nicht mehr meldet oder sie dich plötzlich ghostet, erfährst du in anderen Beiträgen. 

Don’t:

Wer auch immer es war, der diese unselige Regelung mit den drei Tagen erfunden hat: Das ist Quatsch. Vielleicht mag das einmal anders ausgesehen haben, aber in unserer schnelllebigen Zeit sind drei Tage sehr lang. Falls du dich nach dem ersten Date tatsächlich drei Tage nicht meldest, musst du nicht überrascht sein, wenn dich die andere Person längst abgeschrieben hat.

Nachrichten im Messenger

Du würdest am liebsten die ganze Zeit schreiben, aber die Antworten lassen oft auf sich warten? Menschen haben unterschiedliche Schreibgewohnheiten.

Do:

Wenn ihr miteinander schreibt, siehst du ja, wie dein Schwarm Nachrichten verfasst: schnell, langsam, kurz, lang, oberflächlich, tiefgründig… passe dich einfach ein bisschen an, ohne ganz deine persönliche Note zu unterdrücken. Du musst nicht minutengenau so lange warten wie die andere Person, bis du antwortest. Immer sofort zu schreiben, wenn er bzw. sie sich stets mehrere Stunden oder gar Tage Zeit lässt, erzeugt aber ein Ungleichgewicht, ebenso wie das Gegenteil.

Don’t:

Du möchtest der anderen Person mit deinen Ergüssen nicht auf die Nerven gehen, sondern die Aura des Ungreifbaren aufrechterhalten. Das schaffst du aber nicht, indem du gar nicht, mit kurzen Worten oder nur mit Emojis auf die Nachrichten antwortest. Das sieht lediglich aus wie Desinteresse. Viele Leute möchten ihre Zeit in der Kennenlernphase nicht an jemanden verschwenden, der bzw. die gar kein Interesse hat.

Das heißt aber auch nicht, dass du eine lange Nachricht nach der anderen schreiben solltest. Nur weil ihr euch gut versteht, bedeutet das nicht, dass du die Person sofort in alle deine Geheimnisse, Ängste und Sehnsüchte einweihen musst. Bist du zu vorschnell, kannst du dein Gegenüber damit überfahren. Der Umgang mit zu vielen Informationen von einer noch relativ unbekannten Person ist schwierig. Viele Menschen ziehen sich zurück, wenn jemand ihnen zu schnell Dinge anvertraut, für die sie sich noch nicht bereit fühlen.

Verfügbarkeit und Absagen

Natürlich möchtest du gern Zeit mit deinem Schwarm verbringen. Achte aber ein bisschen darauf, wer von euch beiden wie viel Aufwand betreibt, um Zeit für die andere Person freizuschaufeln.

Do:

Kommen die Anfragen wegen Treffen zu kurzfristig, bist du bereits verabredet oder wird dir alles zu stressig, sagst du ab, auch wenn du Sehnsucht hast. Du kannst aber einen Alternativvorschlag machen, schließlich möchtest du die andere Person auch sehen. Der Vorteil, wenn ihr beide eure Leben mit Freundeskreis und Hobbys weiterlebt, liegt unter anderem darin, dass ihr euch bei euren Treffen immer etwas Spannendes zu erzählen habt. 

Außerdem nimmt es den Druck aus der sich anbahnenden Beziehung: Ihr seid beide eigenständige Menschen, die die andere Person nicht zum Leben brauchen. Ihr verbringt Zeit miteinander, weil ihr euch zueinander hingezogen fühlt und das beide wollt.

Don’t:

Jaaaa, dein Schwarm schreibt, ob ihr euch heute Abend vielleicht spontan sehen könnt! Du sagst schnell deine andere Verabredung ab! – Nein, das tust du natürlich nicht. Wenn die Person deines Interesses merkt, dass du jederzeit für sie verfügbar bist, wird sie andere Termine bzw. Menschen höher priorisieren: Du wirst ja sowieso Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ein Treffen zu ermöglichen, warum sollte sie sich also den Stress machen.

Auf der anderen Seite solltest du nicht zu oft absagen, weil gerade etwas Spannendes passiert. Andernfalls erweckst du den Eindruck, dass du neben deinen aufregenden Hobbys und deinem tollen Freundeskreis überhaupt kein Interesse an einer weiteren wichtigen Person in deinem Leben hast. Es kann also sein, dass dein Schwarm einen Haken hinter deinen Namen setzt und sich anderweitig umschaut.

Interesse erwecken

Deine Gedanken kreisen um deinen Schwarm und natürlich willst du, dass das umgekehrt auch so ist. Es gibt einige Strategien, die sich gut eignen, um Interesse zu wecken. Andere wirken eher kontraproduktiv.

Do:

Erzähle bei euren Treffen von deinen Aktivitäten und deinem Umfeld. Dein Date darf Dinge aus deinem Leben erfahren und dabei den Wunsch entwickeln, sie mitzuerleben. Vielleicht würde er bzw. sie deine Leute gern kennenlernen und Gesichter mit den Geschichten verbinden. So kannst du deinen Schwarm neugierig machen, ohne (erfundene) Romanzen nutzen zu müssen.

Don’t:

Dein Schwarm soll deiner nicht zu sicher sein, ein bisschen Eifersucht verleiht dem Spiel doch erst die Würze, oder? Der Schuss kann schnell nach hinten losgehen. Wenn du während eures Datings durchblicken lässt, dass du noch andere Interessierte siehst, bist du möglicherweise ebenso schnell abgesägt, wie euer Flirt seinen Anfang genommen hat: Entweder glaubt dein Schwarm, dass sie bzw. er für dich nur eine Affäre ist, oder du legst die Saat für immerwährendes Misstrauen, das später eure Beziehung vergiften kann.

Das sind die Risiken, wenn du dich rar machst

Sich rar zu machen, ist immer ein Balanceakt: Sagst du beim Kennenlernen viel öfter ab, als du das eigentlich gern würdest, kann das bereits eine Realitätsgrundlage für eure spätere Beziehung schaffen. Das kann bedeuten, dass ihr euch viel seltener seht, als du eigentlich gut finden würdest. Wenn es ganz dumm läuft, lachst du dir durch deine Zurückhaltung eine Person mit Bindungsangst an, für die das seltene und eher lockere Sehen perfekt ist.

Ein weiteres Risiko ist, dass dir durch gespielte Gleichgültigkeit mancher sicher geglaubte Fisch wieder aus dem Netz springt: Es ist heute nicht mehr so wie zu Zeiten früherer Beziehungsratgeber. Niemand muss händeringend auf dich warten, wenn in einer der zahllosen Dating-Apps die Alternativen bereits Schlange stehen.  

Sich rar machen in der festen Beziehung

Ihr habt das Kennenlernen und das Dating glücklich hinter euch gebracht und euch dafür entschieden, eine Beziehung zu führen. Verschiedene Ratgeber sind der Ansicht, dass es weiterhin wichtig ist, dass sich deine Partnerin bzw. dein Partner deiner nie ganz sicher ist. Das ist eine gefährliche Sichtweise und vor allem auch eine, die oft zur Trennung führt: Menschen entscheiden sich vor allem für monogame Beziehungen, weil sie jemanden suchen, auf den sie sich verlassen und mit dem sie ihr Leben verbringen können.

Hier weiterhin „hard to get“ zu spielen, bedeutet, dass du dich nie ganz auf euch als Paar einlassen kannst und die andere Person ständig mit Verlustängsten konfrontiert wird. Das laugt aus, frisst am Selbstbewusstsein, macht traurig und mental müde. Viele Leute ertragen das auf die Dauer nicht und suchen sich jemanden, dessen sie sich sicher sein können.

Statt deine bzw. deinen Liebsten in dauernder Sorge zu halten, solltest du lieber darauf achten, dass ihr im Alltag zugewandt und offen bleibt. Geht ihr zärtlich und vertrauensvoll miteinander um und unterstützt ihr euch in allen Lebenslagen, könnt ihr weiterhin vollkommen eigenständige Personen mit eigenen Vorlieben, Abneigungen und Terminen bleiben – ganz ohne Spielchen.

Fazit: Sei du selbst, aber Teil der Paardynamik

Authentizität ist wichtig, wenn du dich ein bisschen rar machen möchtest. Das heißt aber nicht, dass du dem Drang, deinen Schwarm zu sehen, immer nachgeben solltest: Achte einfach darauf, dass du deine üblichen Aktivitäten und Treffen mit Freundinnen und Freunden und Familie nicht vernachlässigst, dann ergibt sich ganz von selbst ein gesunder Rhythmus. Später in der Beziehung solltest du zuverlässig für deine Liebste oder deinen Liebsten da sein, ohne dich selbst aufzugeben.

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