Toxische Beziehung

Ein Mann und seine Freundin sind in einer toxischen Beziehung gefangen. Sie sind als Marionetten dargestellt und beeinflussen sich gegenseitig.

Von toxischen Beziehungen hört man immer häufiger. Was genau hat es aber damit auf sich? Eine Definition für die toxische Beziehung zu geben, ist vor allem deshalb schwierig, weil es sich nicht um einen wissenschaftlichen Begriff handelt. Man beschreibt damit dysfunktionale Partnerschaften, die (wie der Name schon sagt) das Leben vergiften. Die Symptome sind allerdings breit gefächert.

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Das macht eine toxische Beziehung aus

Anders als gesunde Beziehungen sind toxische Beziehungen von Extremen geprägt. Höchstes Glück wechselt sich ab mit Verzweiflung. Es entsteht ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen einer Person, die nach Nähe sucht, und einer anderen, die lieber ihre Distanz wahrt.

Die Person, die bindungsorientierter ist, ordnet sich der anderen leicht unter: Sie will es ihr recht machen, um die gewünschte Nähe zu bekommen. Die andere Person entzieht sich, um zu strafen, und „belohnt“ die Partnerin oder den Partner mit Zuwendung und Aufmerksamkeit.

Auf diese Weise entsteht ein Machtgefälle: Eine Person hat klar die Oberhand, kann der anderen diktieren, was sie zu tun hat. Ist bei dieser Person das Bedürfnis nach Macht und Kontrolle stark ausgeprägt, erstrecken sich die Vorschriften auf fast alle Lebensbereiche, etwa:

  • Kleidung
  • soziales Umfeld (Freunde, Familie)
  • Verhalten
  • Ausdrucksweise
  • Haushaltsführung
  • Umgang mit Geld

Je mächtiger die Person wird, desto besser fühlt sie sich. Daher fühlt sie sich gut, wenn sie die Partnerin oder den Partner verunsichern kann. Es kommt zu Gaslighting.

Der Begriff Gaslighting beschreibt eine Form der psychischen Manipulation, die das Opfer verunsichert, bis es schließlich an seiner eigenen Wahrnehmung zu zweifeln beginnt und das Gefühl hat, verrückt zu werden.

Auf der anderen Seite praktiziert die mächtigere Person das sogenannte Love Bombing: Die andere Person wird mit Aufmerksamkeit und Liebe überschüttet. Gerade in der Frühphase der Beziehung tritt das oft auf, später wird es seltener. Die andere Person tut trotz des schwierigen Alltags und der andauernden Kritik alles dafür, um wieder so wahrgenommen zu werden. In einem anderen Beitrag haben wir uns bereits ausführlich mit Anzeichen für eine toxische Beziehung befasst.

Auswirkungen einer toxischen Beziehung

Die Personen, die in der Beziehung mehr Nähe suchen, fühlen sich oft müde und ausgelaugt: Es ist anstrengend, immer auf der Hut zu sein, mit Vorwürfen zu rechnen und umzugehen und umsonst darauf zu hoffen, dass alles besser wird. Der ständige Zustand der Alarmbereitschaft setzt den Opfern zu: Sie haben laufend einen hohen Spiegel an Stresshormonen, der hin und wieder durch die „Belohnung“ mit Zärtlichkeit durch einen hohen Dopaminspiegel abgelöst wird. Diese Extreme machen sich durch verschiedene Symptome bemerkbar; möglich sind etwa:

  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • Essstörungen
  • Panikattacken
  • Verdauungsbeschwerden
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Entzündungen
  • Hautprobleme

Im Verlauf der toxischen Beziehung werden die schönen Momente seltener. Das Ausmaß an psychischer Gewalt nimmt zu, was die psychischen und physischen Probleme beim Opfer verstärkt. Zudem kann es auch zu physischer Gewalt kommen.

Auch bei verbalen Auseinandersetzungen besteht immer die Gefahr, dass sie zu physischer Gewalt eskalieren“, erklärt Persönlichkeitspsychologe Philipp Yorck Herzberg gegenüber psychologie-heute.de zum Thema toxische Beziehung.

Checkliste für die toxische Beziehung

Nicht alle Punkte treffen auf alle Beziehungen zu, aber bei einer Häufung solltest du aufmerken:

  • Der Anfang geht dir fast ein bisschen zu schnell – Geschenke, Liebesschwüre, Reiseplanungen, Gespräche über Hochzeit.
  • Versöhnungen sind überschwänglich und leidenschaftlich
  • Du kannst kaum etwas richtig machen.
  • Du wirst oft kritisiert und gerügt, auch vor anderen.
  • Du bist an allem schuld, auch wenn die andere Person einen Fehler gemacht hat.
  • Du erinnerst dich an Dinge und Situationen anders, als deine Partnerin oder dein Partner sie erzählt.
  • Deine Partnerin bzw. dein Partner kann Kritik nicht ertragen und reagiert mit starker Gegenkritik oder mit Schweigen, bis du zurückruderst.
  • Diskussionen eskalieren schnell zu Streits, die meistens damit enden, dass du dich entschuldigst.
  • Du siehst kaum noch Freunde und Familie – entweder, weil deine Partnerin bzw. dein Partner das nicht möchte oder weil du dich schämst.
  • Du investierst immer mehr in die Beziehung als die andere Person.

Insgesamt solltest du wachsam sein, wenn du feststellst, dass du dauernd angespannt bist und die Beziehung dich auslaugt. Eine Beziehung sollte dafür sorgen, dass es dir besser geht – nicht dafür, dass du dauerhaft leidest.

Kann man eine toxische Beziehung heilen?

Unter bestimmten Voraussetzungen ist es möglich, aus einer toxischen Beziehung eine gesunde Beziehung zu machen. Wichtig dafür ist, dass beide Partner das wünschen. Oft hätte das Opfer es gern, dass mehr Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet und nicht immer schmerzhaftes Drama nötig ist.

Die Schwierigkeit ist der Wunsch beim anderen Teil des Paares: Rührt das Bedürfnis nach Distanz und Rückzug daher, dass die Person es nicht anders gelernt hat, kann es durchaus sein, dass sie sich nach einer guten, gesunden und liebevollen Partnerschaft sehnt. Mit der entsprechenden Bereitschaft kann eine Therapie hier helfen.

Manchmal ist aber in einer toxischen Beziehung einer der Partner ein Narzisst. In diesem Fall ist es nur selten möglich, die Beziehung durch professionelle Hilfe zu verbessern: Narzissten können zwar Menschen gut lesen, besitzen aber kaum Empathie. Sie sehen keinen Vorteil in einer Beziehung auf Augenhöhe, da sie für ihr Wohlbefinden den eigenen Vorteil brauchen.

Hinzu kommt, dass Narzisstinnen und Narzissten selten therapiefähig sind: In den meisten Fällen halten sie sich für intelligenter als die Therapeutin bzw. den Therapeuten. Sie manipulieren auch in den Sitzungen und brechen die Therapie frühzeitig ab, wenn sie sich ertappt fühlen.

In solchen Fällen ist für die toxische Beziehung keine Rettung möglich. Hier ist es wichtig, dass du dich trennst – kein einfaches Unterfangen, wenn die Partnerin oder der Partner „mächtiger“ ist. Wie die Trennung gelingen kann, erfährst du in dem folgenden Beitrag: Toxische Beziehung beenden.

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