Wir alle haben schon einmal von platonischer Liebe gehört, aber was heißt das eigentlich? Der Name geht zurück auf den Philosophen Platon, aber ehrlich gesagt war es das dann auch schon: Was der über Liebe geschrieben hat, hat mit dem heutigen Verständnis von platonischer Liebe nicht viel zu tun. Kurz gesagt ist eine platonische Liebe im modernen Sprachgebrauch eine tiefe Verbindung zwischen zwei Menschen, die keinen romantischen Aspekt aufweist.
Gemeinsam glücklicher
Unterschied zwischen platonischer Liebe und romantischer Liebe
Die klassische monogame Beziehung zum Beispiel ist eine romantische Beziehung: Menschen, die sie führen, haben eine geistige und körperliche Verbindung. Sie vertrauen einander, sind sich nahe, haben Sex. Menschen in einer platonischen Beziehung sind sich ebenfalls nahe, vertrauen einander und kennen sich sehr gut, ohne dass es allerdings eine sexuelle Komponente gibt. Platonische Liebe umfasst also romantische Zärtlichkeiten und Sex nicht.
Was macht platonische Liebe aus?
Du liebst jemanden platonisch, wenn du:
- bei dieser Person genau so sein kannst, wie du bist, weil sie dich sowieso genau kennt
- dich in jeder Lebenslage auf diesen Menschen verlassen kannst
- bei Neuigkeiten immer sofort denkst, dass du das dieser Person erzählen möchtest
- meist schon weißt, was der anderen Person durch den Kopf geht, ehe sie es ausspricht
- dich immer wohl in seiner oder ihrer Nähe fühlst – sei es im Alltag, im Urlaub oder in einer Prüfungssituation
Eine platonische Liebe ist eine sehr persönliche und tiefe Verbindung – viel tiefer als eine „normale“ Freundschaft. Du bist der Person gegenüber komplett loyal und umgekehrt, und wisst fast alles voneinander. Ihr bewahrt eure Geheimnisse und seid füreinander das Bollwerk gegen die Welt. Damit seid ihr auch stärker voneinander abhängig als Freunde oder Freundinnen, die sich ab und zu mal sehen und sich so weit sehr nett unterhalten können.
Die Psychologin Nicci Coleman erklärt: „Platonische Liebe ist das, was wir empfinden, wenn in einer engen Beziehung Vertrauen, Sicherheit und Bestätigung vorhanden sind. Es ist das Gefühl, sich in einer Beziehung gut und umsorgt zu fühlen.“
Gibt es platonische Liebe zwischen Mann und Frau?
Es gibt Stimmen, die behaupten, dass Männer und Frauen nicht miteinander befreundet sein können, weil sich grundsätzlich mindestens eine Person immer zur anderen hingezogen fühlt. Das stimmt nicht – sexuelle Anziehung ist zwar eine starke Kraft, aber niemand fühlt sich unterschiedslos zu allen Personen des anderen Geschlechts hingezogen. Vor allem Männer und Frauen, die sich schon von Kindesbeinen an kennen und eine geschwisterliche Beziehung entwickelt haben, können sich platonisch lieben. Oft ist der Gedanke an eine sexuelle Annäherung hier vollkommen absurd.
Gleiches gilt übrigens für Menschen, die sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen: Dass das grundsätzlich so ist, bedeutet ja nicht, dass man sich zu allen Personen des eigenen Geschlechts hingezogen fühlt. Entsprechend können auch homosexuelle Männer und Frauen sich jeweils untereinander platonisch lieben oder ihre heterosexuellen Freundinnen oder Freunde.
Gleichgeschlechtliche platonische Liebe
Häufiger als die platonische Liebe zwischen Mann und Frau ist vor allem die zwischen zwei Frauen. Es gibt relativ viele beste Freundinnen, die ausschließlich im Doppelpack auftreten und zwischen die sprichwörtlich kein Blatt passt. Derartige Freundschaften überdauern oft Beziehungen der beiden Frauen, können auch die längsten zwischenmenschlichen Verbindungen ihres Lebens sein.
Unter Männern gibt es das Phänomen auch, allerdings nicht ganz so häufig. Das liegt unter anderem an der unterschiedlichen Sozialisierung, mit der Männer und Frauen noch immer aufwachsen: Es ist allgemein akzeptierter, wenn Mädchen sehr eng miteinander sind und sich gegenseitig alles anvertrauen, als wenn das bei Jungen der Fall ist. Entsprechend haben Männer zwar häufig einen besten Freund, mit dem auch ein relativ wortloses Verstehen möglich sein kann. Viele von ihnen würden allerdings nicht auf die Idee kommen, das platonische Liebe zu nennen.
Platonische Liebe und Eifersucht
Manchmal beginnt eine Person, die eine andere platonisch liebt, eine Beziehung. Es kommt gar nicht so selten vor, dass die neue Partnerin oder der neue Partner Eifersucht auf diese platonische Liebe empfindet. Das kann unterschiedliche Gründe haben: Entweder zweifelt die Person daran, dass es in dieser Verbindung tatsächlich keinerlei romantischen Empfindungen gibt, oder sie empfindet es als schwierig zu ertragen, dass jemand anders der geliebten Person so nahe und so wichtig ist. Hier solltet ihr euch zusammensetzen und die Situation in Ruhe zu klären versuchen, damit es in so wichtigen Beziehungen keine lang andauernden Unstimmigkeiten gibt.
Umgekehrt kann natürlich auch die Person, die du platonisch liebst, Eifersucht empfinden. Hier geht es aber nicht darum, dass du zu jemand anderem eine körperliche Beziehung hast, sondern dass du deiner romantischen Beziehung auch geistig nahekommst und viele Geheimnisse mit ihr teilst. Auch, dass du plötzlich seltener für deine platonische Liebe Zeit hast, kann zu einem Streitpunkt werden.
Gleiches kann auf Freundschaften zutreffen: Unternimmst du plötzlich viel mit einer anderen Person und schließt deine platonische Liebe ab und zu aus, kann sie eifersüchtig reagieren. Sie kann Angst bekommen, dass jemand anderes ihren Platz in deinem Herzen und deinem Leben einnimmt.