Beziehungen und die Machtgefälle in ihnen sind seit etlichen Jahren im Wandel. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder, die du zu sehen bekommst, wenn du nachschaust, wer öfter fremdgeht: Frauen haben Männer überholt, das kannst du überall lesen (31 Prozent der Frauen und 27 Prozent der Männer geben an, schon einmal fremdgegangen zu sein). Was du leider nicht überall lesen kannst, ist eine wichtige Information aus der Studie, die die Zahlen erhoben hat.
Fremdgehen ist Definitionssache
Vier Prozent mehr, da ist die Sache ja wohl klar, oder? Ganz so einfach ist das nicht, denn in der großen Elitepartner-Studie von 2020, die die Daten erhoben hat, steht eine weitere wichtige Information: Frauen definieren Fremdgehen anders als Männer. Das trifft natürlich nicht auf jede einzelne Frau zu, aber die Zahlen sind deutlich:
- Für 26 Prozent der Frauen beginnt Fremdgehen beim Flirten (bei Männern sind es 20 Prozent).
- 44 Prozent der Frauen empfinden es als Untreue, wenn man sich fremdverliebt, ohne dass etwas passiert (bei Männern sind es 30 Prozent).
- 61 Prozent aller befragten Frauen empfinden die Anmeldung bei einer Dating-App als Fremdgehen (bei Männern sind es 44 Prozent).
- Küssen ist für 70 Prozent der Frauen Fremdgehen (aber nur für 58 Prozent der Männer).
Diese Einordnung sorgt dafür, dass du die angegebenen Zahlen nicht als unumstößlich betrachten solltest: Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen bei der Frage nach dem Fremdgehen in derselben Situation mit „ja“ geantwortet haben, in der mehr Männer noch voller Überzeugung mit „nein“ geantwortet haben, ist relativ hoch.
Wer geht öfter fremd: Statistik zeigt eine Auffälligkeit
2020 war nicht das erste Jahr, in dem Elitepartner die Frage nach dem Fremdgehen gestellt hat. 2012 haben 19 Prozent der Frauen angegeben, dass sie schon mindestens einmal fremdgegangen sind, und 23 Prozent der Männer. Insgesamt ist die Zahl der Fremdgehenden also gestiegen – oder aber, und auch das ist eine reelle Möglichkeit, die Zahl derer, die es zugeben.
Unabhängig von der Definition des Fremdgehens (sie dürfte auch 2012 schon unterschiedlich gewesen sein) zeigt sich, dass Frauen kräftig aufgeholt haben. Psychologinnen und Psychologen begründen diese Entwicklung mit Emanzipation: Wer selbstständig ist und nicht finanziell abhängig von einer anderen Person, kann sich gefühlt mehr erlauben.
Arten des Fremdgehens unterscheiden sich
Frauen und Männer haben jeweils angegeben, wie oft sie einmalige Ausrutscher hatten, wie oft eine Affäre und wie oft sie mehrfach mit verschiedenen Personen fremdgegangen sind. Jeweils sechs Prozent haben angegeben, dass sie eine Affäre hatten. 17 Prozent der Frauen sind genau einmal fremdgegangen, aber nur elf Prozent der Männer. Dafür gingen zehn Prozent der Männer mehrfach mit verschiedenen Personen fremd, aber nur sieben Prozent der Frauen.
Weitere Einflussfaktoren für Untreue
Bei der Frage „Wer geht öfter fremd?“ müssen noch ganz andere Faktoren berücksichtigt werden als nur das Geschlecht: Es geben mehr Männer und Frauen aus der Stadt an, dass sie untreu geworden sind, als vom Land. Das dürfte dem größeren Angebot geschuldet sein – also der Tatsache, dass man in der Stadt einfach zahlenmäßig mehr attraktive Männer und attraktive Frauen trifft.
Auch der Job kann einen Einfluss auf das Treueverhalten in der Beziehung haben: Wer gut verdient, neigt im Schnitt eher zu einem Seitensprung. Arbeitszeiten spielen ebenfalls eine Rolle – für einen One-Night-Stand und erst recht für eine Affäre muss die Gelegenheit da sein.
Die geschlechtsspezifischen Gründe für das Fremdgehen haben wir in den Beiträgen Warum gehen Männer fremd? und Warum gehen Frauen fremd? näher betrachtet. Kurz zusammengefasst ist Fremdgehen bei Männern in den überwiegenden Fällen ein Impuls, während Frauen eher einen Vorsatz haben. Männer gaben oft an, dem Reiz des Neuen erlegen zu sein, einer sexuellen Anziehung nachgegeben oder schlicht eine Gelegenheit beim Schopf ergriffen zu haben. Der Großteil der Frauen hingegen gab an, in der Beziehung nicht glücklich gewesen zu sein und wenig Zuwendung bekommen zu haben. Entsprechend hatten sie auch häufiger eine emotionale Affäre und weniger oft ein schlechtes Gewissen.
Fazit: Wer geht öfter fremd?
Betrachtet man allein die angegebenen Zahlen, ohne sie in den Kontext einzuordnen, sind es die Frauen, die etwas häufiger fremdgehen. Da die Definition von Fremdgehen sich allerdings nach den Geschlechtern unterscheidet (wobei Ausnahmen immer die Regel bestätigen), muss die Antwort differenzierter ausfallen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zahlen derer, die bisher schon einmal untreu gewesen sind, sich geschlechterübergreifend ähneln und bei knapp einem Drittel liegen.