Die Welt wird weitestgehend binären Geschlechtsidentitäten zugeordnet: Es gibt Spielzeug für Mädchen und für Jungen, Kleidung für Männer und für Frauen, die Auswahlmöglichkeiten „männlich“ und „weiblich“ oder „Herr“ und „Frau“ in Onlineformularen. Gleichzeitig gibt es aber auch eine ganze Menge Menschen, die sich keinem dieser binären Geschlechter zugehörig fühlen: Sie sind irgendwo dazwischen, haben manche Züge von der einen oder anderen Seite – oder auch gar keine.
Mit trans* Personen verbindet sie, dass sie sich nicht oder nur in Teilen dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht zugehörig fühlen.
Nicht-binär ist ein Sammelbegriff
Menschen, die sich als nicht-binär empfinden (also genderqueer sind), können verschiedene Geschlechtsidentitäten haben, etwa:
- genderfluid, wenn ihre Geschlechtsidentität im Fluss ist und sich situativ ändern kann
- agender, wenn sie das Konzept des Geschlechts auf sich gar nicht anwenden möchten
- bigender, wenn sie Teile des männlichen und des weiblichen Geschlechts in sich vereinen
- pangender, wenn sie sich allen Geschlechtern zugehörig fühlen
Sagt eine Person von sich, dass sie nicht-binär ist, heißt das also lediglich, dass sie sich weder als Mann noch als Frau identifiziert. Im Ausweis kann man noch nicht angeben, dass man nicht-binär ist – hier bleibt für nicht-binäre Menschen bislang nur die Option „divers“. Alternativ können sie den Geschlechtseintrag ganz streichen lassen.
Wunsch nach Veränderung ist möglich
Manche Menschen, die nicht-binär sind, haben den Wunsch nach einer körperlichen Veränderung, die ihrer eigenen Verortung auf dem Spektrum zwischen den binären Geschlechtsidentitäten entspricht (ein Beispiel wäre hier etwa eine Mastektomie). Bei manchen nicht-binären Menschen ist dieser Wunsch gar nicht vorhanden – sie sind mit ihrem Körper oder ihrem Erscheinungsbild zufrieden, wie es ist. Alle diese Empfindungen sind valide und legitim.
Nicht-binäre Menschen können verschiedene sexuelle Orientierungen haben
Dass sich jemand nicht als Mann oder Frau identifiziert, sagt über die sexuelle Orientierung nichts aus. Nicht-binäre Menschen können sich von Männern oder Frauen, von beiden binären Geschlechtern oder keinem sexuell angezogen fühlen – sie können pansexuell oder asexuell sein. Dass sie nicht-binär sind und in welcher Ausprägung, hat keinen Einfluss darauf, wen sie attraktiv finden.
Abgrenzung und Überschneidung zu Intergeschlechtlichkeit
Inter* Personen weisen im körperlichen Erscheinungsbild sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale auf. Ist das bei der Geburt bereits ersichtlich, werden häufig geschlechtsanpassende Eingriffe vorgenommen – oft mit massiven Spätfolgen für die psychische Gesundheit der Betroffenen. Bei vielen inter* Personen zeigen sich die Ausprägungen aber erst im Laufe der physischen Entwicklung – etwa durch Körperform, Muskelmasse oder Körperbehaarung.
Im Gegensatz zur physischen Intergeschlechtlichkeit bezieht sich das Nicht-binär-Sein auf das soziale Geschlecht. Das bedeutet, dass eine inter* Person durchaus nicht-binär sein kann, falls sie sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlt. Allerdings ist das nicht zwingend der Fall: Intergeschlechtliche Personen können sich durchaus ganz als Mann oder als Frau identifizieren und somit eine binäre Geschlechtsidentität haben.