Wer genderqueer ist, fühlt sich meist keinem der binären Geschlechter (also männlich oder weiblich) ganz zugehörig. Oft wird auch die Kategorie des Geschlechts an sich hinterfragt und/oder abgelehnt. Sehr ähnlich wie der Begriff genderqueer wird der Begriff nicht-binär verwendet. Genderqueere Menschen passen nicht in die geschlechterbinäre Form, die nur Mann und Frau kennt. Häufig bezeichnen sich auch Personen als genderqueer, deren Geschlechtsidentität sich ändern kann (vergleiche unseren Beitrag zu genderfluid).
Die Eroberung des Begriffs queer
Früher wurde der englische Begriff queer (etwa sonderbar, verrückt, suspekt) als Schimpfwort für Menschen verwendet, die etwa homosexuell waren oder auf eine andere Weise von der Norm abwichen. Seit den 1990er Jahren übernahm die Community diesen Begriff als Selbstbezeichnung und deutete ihn positiv um.
Wer genderqueer ist, stimmt also nicht mit der gemeinhin als Norm geltenden binären Geschlechterordnung überein. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie die passende Geschlechtsidentität benannt werden kann, je nach Ausprägung:
Allerdings möchten sich nicht alle Menschen, die nicht cisgender sind, selbst als genderqueer bezeichnen. Gerade für die älteren Personen, die die Entwicklung des Begriffs mitbekommen haben, schwingt in ihm zu viel Ablehnung der Norm mit. Für viele Jüngere hingegen ist der Begriff genderqueer nicht aggressiv besetzt; sie nutzen ihn lediglich als Selbstbeschreibung. Ob sich jemand als genderqueer bezeichnen möchte, ist Ansichtssache.
Genderqueer ist nicht unbedingt erkennbar
Es gibt einige Menschen, die genderqueer sind, denen man das ansieht: Sie achten darauf, geschlechtsneutrale Kleidung und Frisuren zu tragen und äußerlich weder als Mann noch als Frau identifizierbar zu sein. Andere wiederum legen darauf nicht viel Wert – sie sehen teils rein weiblich oder rein männlich aus. Manche genderqueeren Personen lassen Eingriffe an sich vornehmen, wenn sie Teile ihres Körpers als Fremdkörper und unpassend empfinden. Andere haben diese Empfindung nicht; sie sind im Reinen mit ihrem physischen Erscheinungsbild.
Gleiches gilt für die Namen: Manche Person, die genderqueer ist, gibt sich einen geschlechtsneutralen Namen. Andere bevorzugen reine Männer- oder Frauennamen oder mögen einfach den eigenen Namen so gern, dass sie ihn beibehalten – auch, wenn er zu ihrer Geschlechtsidentität nicht richtig passt. All das ist legitim und normal: Niemand muss bestimmte Auflagen erfüllen, um als genderqueer durchgehen zu dürfen.