Es gibt verschiedene Geschlechtsidentitäten. Wie viele genau es sind, lässt sich nicht beziffern, da Geschlecht im sozio-kulturellen Kontext ein Spektrum ist, das weit mehr umfasst als die binären biologischen Möglichkeiten „weiblich“ und männlich“.
Wenn ein Mensch zur Welt kommt, bekommt er das zu den Geschlechtsmerkmalen passende Geschlecht zugewiesen – also Mann oder Frau (außer, es handelt sich um ein Baby, das beide Merkmale aufweist, hier liegt der Fall komplizierter).
Vorteil des Englischen: sex und gender
Wo wir im Deutschen lediglich den Begriff „Geschlecht“ haben, können englischsprachige Menschen sich genauer ausdrücken: „sex“ ist das biologische Geschlecht. Mit diesem verbinden viele Menschen bestimmte Erwartungen: Menschen können sich ihrem Geschlecht entsprechend verhalten oder auch nicht. Dieses soziale Geschlecht ist im Englischen „gender“.
Für viele Menschen stimmt ihr individuelles Gender-Empfinden mit ihrem biologischen Geschlecht überein: Sie werden als Frau geboren und fühlen sich als Frau, oder sie werden als Mann geboren und fühlen sich auch als Mann. Dazwischen gibt es aber noch einen sehr weiten Raum, der ebenfalls ausgefüllt wird: Personen können sich als dem ihrem sex entgegengesetzten gender zugehörig fühlen oder keinem der beiden binären biologischen Geschlechter oder zeitweise dem einem und dem anderen.
Das war schon immer so: Männer mit weiblichen Zügen und vermeintlich „unmännlichen“ Verhaltensweisen hat es seit jeher gegeben, ebenso wie androgyn wirkende Frauen, die mit ihrem eher männlich anmutenden Verhalten auffielen. Inzwischen gibt es Bezeichnungen für viele Punkte innerhalb des Gender-Spektrums, die es den Betreffenden leichter machen, ihre Identität zu beschreiben.
Liste der bekanntesten Genderidentitäten
Diese Liste möglicher Geschlechtsidentitäten gibt einen ungefähren Überblick, welchen sozialen Geschlechtern Menschen sich zugehörig fühlen können. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, stellt aber die wichtigsten Begriffe vor.
Cisgender
„Cis“ entstammt dem Lateinischen und bedeutet „auf dieser Seite“ oder „diesseits“. Cis Menschen fühlen sich ihrem bei der Geburt bestimmten Geschlecht zugehörig; ihr gender stimmt also mit ihrem sex überein.
Transgender
Transidente Personen fühlen sich dem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht nicht zugehörig und können und wollen die Erwartungen, die gesellschaftlich aufgrund dieser Zuordnung an sie gestellt werden, nicht erfüllen.
Info: Häufig liest man das Adjektiv trans mit Sternchen, also trans*. Das * lässt Raum für verschiedene Geschlechtsidentitäten.
Nicht-binär
Nicht-binäre Personen rechnen sich selbst weder den Männern noch den Frauen zu: Sie fühlen sich beiden biologischen Geschlechtern nicht komplett zugehörig, sondern bewegen sich irgendwo dazwischen.
Genderfluid
Bei genderfluiden Menschen wechselt die Geschlechtsidentität: für bestimmte Zeiträume oder auch Situationen können sie sich auf verschiedenen Punkten des Spektrums zwischen Mann und Frau befinden, aber auch an einem dieser beiden Pole.
Genderqueer
Genderqueer sind Menschen, die nicht in die binäre Geschlechternorm passen. Nicht-binäre und genderfluide Menschen etwa sind genderqueer.
Agender
Wer agender ist, fühlt sich keinem Geschlecht zugehörig und empfindet das Geschlecht für sich persönlich auch nicht als Konzept, das einen Teil der individuellen Persönlichkeit ausmacht.
Bigender
Menschen, die bigender sind, rechnen sich selbst sowohl dem männlichen als auch dem weiblichen Geschlecht zu.
Demiboy
Ein Demiboy empfindet sich manchmal als Mann und manchmal nicht – „demi“ ist Französisch und bedeutet „halb“.
Demigirl
Ein Demigirl, also ein „halbes Mädchen“, empfindet sich manchmal als dem weiblichen Geschlecht zugehörig und manchmal nicht.
Pangender
Pangender bedeutet „allgeschlechtlich“ und beschreibt entsprechend Menschen, die sich allen Geschlechtern zugehörig fühlen.